Euer Kurzhörspiel auf der HÖRSPIELWIESE KÖLN!
Auch in diesem Jahr hattet ihr die Möglichkeit, eure Produktionen beim Kurzhörspielwettbewerb einzureichen. Die beeindruckendsten Stücke wurden im Programm der HÖRSPIELWIESE KÖLN präsentiert und durch eine professionelle Jury ausgezeichnet.
Ist „Freiheit die Kunst, in Ketten zu tanzen“?
Egal, erst mal raus aus dem Club, rein ins Hörspiel, dem Medium wahrer Freiheit und herrlicher Experimente, wo man alles ausprobieren kann, hinein in Suche und Sehnsucht.
„Gefesselt von Freiheit“ stürzt sich und uns ins Abenteuer:
Nähe – Distanz;
Schweben – Absturz.
Suchen und Verlieren,
Wühlen im Suhl der Schweine.
Ein Schwein funktioniert.
Der moderne Mensch? Der herrschenden Mode entsprechend?!
Nicht so sehr, denn er fragt sich, was das alles soll, und ist frei, seinen Weg zu gehen – ist er das?
„Gefesselt von Freiheit“ lässt uns an der Suche teilhaben. Hier wird akustisch viel- und tiefgeschichtet. Wir versinken im Atmen des Erzählers, dann ruft er uns von weit weg an, Nähe und Ferne, Vertrautheit und Fremde.
Die Stimme – bei aller Dramatik des Sujets – angenehm unaufgeregt, dabei nicht gleichgültig; intensiv, ohne zu übertreiben.
Selbstironisch,
wissend, dass keine Antworten gefunden werden können.
Eher: Um Fragen, die Frage kreisen: was fangen wir mit der Freiheit an, die man uns verordnet hat?
Die Freiheit eines streunenden Hundes?
Die Freiheit, die Welt zu verbessern?
Verbessern zu wollen?
Wo bleibt das ICH bei aller Freiheit.
Frei und entfremdet zugleich. Können die Gottesanbeter helfen?
Um all diese Fragen tänzelt „Gefesselt von Freiheit“ leichtfüßig und akustisch souverän.
Die ebenso sorgsam wie unaufgeregt gebauten Geräusch- und Klangwelten sind dabei eine wunderbare Ausweitung, machen Räume auf, die den Text nicht blass illustrieren, sondern um weitere Durchdringungsebenen bereichern.
Es wird mit Dopplungen und Stimmüberlagerungen gespielt, nicht als Selbstzweck, sondern um Assoziationsfelder zu schaffen, die das Hörspiel zu den intensiven fünf Minuten machen, die wir heute auszeichnen wollen.
Dem Macher dieses Stückes – eine frische Stimme in unserer kleinen Hörspielwelt – ein herzliches Dankeschön, verbunden mit dem Wunsch, noch weitere Fragen derart gekonnt akustisch auszuformulieren und zu tanzen, dass die Ketten nur so klirren!
"Ist das ein Märchen? Kommt auf das Ende an!“
Alles beginnt in einem Waschsalon, genauer gesagt in einem Waschsalon in einer sehr großen Großstadt. Ein gekonntes Sounddesign nimmt uns mit in die wilde Akustik des Großstadt-Dschungels. Hör ich da Flugzeugturbinen? Einen krassen Schleudergang? Eine fette Straßenkreuzung? Egal – ich bin mitten drin im Lärm der Stadt.
Und doch ist das, was wir in den kunstvoll gesprochenen Zeilen finden, sehr zart und fein. Die Suche nach dem Sein, nach dem Sinn, nach Nähe und Liebe - in der Einsamkeit und Anonymität der Großstadt.
Schöne Stimmen wechseln sich gekonnt ab, Erzählung und Gespräch verschmelzen, chorisches Sprechen und Dialog spielen miteinander, ohne, dass man als Zuhörende den Faden verliert. 3 Fremde begegnen sich in einem Waschsalon. Eine Geschichte, die das Leben schreibt und dennoch märchenhaft daherkommt. Herzlichen Glückwunsch an die Macher*innen von „Metamorphosen im Waschsalon“ und danke für dieses gelungene, moderne, technisch hochwertige Hörspiel!
Palimm palimm. Mit dem Klang einer Ladentür-Glocke beginnt dieses Kurzhörspiel und platziert mich als Zuhörende direkt in einem guten alten Sketch. Ich stehe förmlich daneben, als Kunde und Verkäufer im Brillenladen ein steifes Verkaufsgespräch führen.
Eine Situation, die wenigstens jedem Brillenträger sehr bekannt sein dürfte. Und genau mit dem Charme dieser Alltäglichkeit besticht dieses Hörspiel. „Der Ladenhüter“ zeigt, wie mit einfachen Mitteln Komik und Spannung entstehen. Ein gut geschriebener Dialog, der mit Klischees und Wortwitzen spielt und gleichzeitig wahnsinnig trocken bleibt. Das Ganze wird unterstützt von einem humorvollen, unerwarteten Sounddesign, das sich auf wenige, aber gut platzierte und gezielt eingesetzte Geräusche beschränkt. Am Ende gibt’s noch einen pointierten Twist, der sogar den Titel des Stücks mit ins Wortwitzfeuerwerk hineinzieht. Wir gratulieren Wachsmann und Kley und sagen danke für dieses witzige und kurzweilige Kurzhörspiel!
DIE JURY
In diesem Jahr haben Hanna Steger und Robert Schoen die Aufgaben der Wettbewerbsjury übernommen. Wir freuen uns sehr, dass wir die Auswahl und Begründung der preiswürdigsten Stücke ihren fachkundigen, hörspielbegeisterten Ohren anvertrauen konnten!
Nach ihrem Studium der Medienproduktion arbeitete Hanna Steger mehr als 10 Jahre als festangestellte Audio-Editorin für renommierte Rundfunkanstalten. Dabei schnitt sie unzählige Hörspiele und Features. 2020 machte sie sich als Autorin und Regisseurin selbständig. Seit 2 Jahren kombiniert sie ihre Leidenschaft für Schnitt und Inhalt in ihrer eigenen Produktionsfirma „stegermeister“. Außerdem unterrichtet Hanna Steger an der Hochschule Darmstadt im Bereich Audioproduktion, Storytelling und Podcast.
macht seit 20 Jahren Hörspiele, er ist Hörspielfreund und -bastler. Seine Hörspiele und Produktionen haben zahlreiche Preise gewonnen - zuletzt hat er 2023 für sein Projekt "Entgrenzgänger II" den Hörspielpreis der Kriegsblinden erhalten.
LAUSCHARCHIV
In diesem Jahr hat der Kurzhörspielwettbewerb bereits zum fünften Mal stattgefunden. Im Lauscharchiv könnt ihr euch die platzierten Hörspiele der vergangenen Jahre anhören:
■ Fotos: Silviu Guiman